Die vielfältigen Herausforderungen im Anschluss an die Wartburgzeit hatten zur Folge, dass Luther keine Vorlesungen an der Universität anbot, vielmehr trug er 1523/1524 im Augustinerkloster vor einem kleinen Kreis von Bekannten und Mönchen eine Auslegung des Buches Deuteronomium vor (Druckfassung aufgrund von Luthers Manuskript 1525 unter dem Titel „Deuteronomion Mosi cum annotationibus“, WA 14, 497-744; vgl. WA 59, 189-191). Erst im Mai 1524 nahm Luther seine öffentliche Vorlesungstätigkeit mit einem Kolleg über die Kleinen Propheten wieder auf, das ihn bis zum Sommer 1526 beschäftigen sollte (in Nachschriften erhalten, WA 13). Es folgten bis zum November 1526 Darlegungen zum Prediger Salomon (gedruckt 1532, WA 20, 9-203). Eine geplante Vorlesung zum Propheten Jesaja konnte Luther wohl nicht halten. Eine Erkrankung zwang ihn zur Ruhe, dann wurde die Universität Wittenberg wegen der Pest nach Jena verlagert. Luther blieb in Wittenberg und las vor einem kleinen Kreis über den 1. Johannesbrief (August bis November 1527, WA 20, 599-801, WA 48, 314-323). Drei kürzere neutestamentliche Vorlesungen folgten: Titusbrief (November/Dezember 1527, WA 25, 6-69, WA 48, 305-312), Philemonbrief (Dezember 1527, WA 25, 69-78) und 1. Timotheusbrief (Januar bis März 1528, WA 26, 4-120).
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TEXT COPIED FROM THE ALTENBURG EDITION
1184
Herr Lutherus schreibet in seiner Vorrede über dieses Buch Anno 1532 p. 1184.[1] Daselbst also: Denn ich habe mein ganzes Leben durch gar offt an diesem Buch mit grosser Arbeit und höchstem Fleiß mich versucht aber ich habe ihm aus allen Commenten und Schrifften der Alten nichts können abgewinnen / biß ich etlicher massen den Text erstritten / also ganz war dieses Buch stracks wider den Text und wider die Christliche Lehre mit falschen Glossen gedeutet / und zu Grund verderbet. Und ich dancke warlich GOtt dem Vater aller Barmherzigkeit von Herzen Grund / daß er mir so reichem hellem Liecht diese letzte Zeit begnadet unnd erleuchtet hat. Und dieses Buch möcht man wol billich nennen das Buch Salomonis / von Kirchen und Schulen / von König und Fürsten Sachen/ von Land-regimenten/ von Haußhaltung / und allerley Händeln der Welt.
Nicht darumb / daß Gesetze darinnen geschrieben sind / wie man Königreich / Fürstenthumb / Land und Leut / Weib und Kind / regieren sol. Denn das lehret alles reichlich das Gesetz der Natur/und menschliche Vernunfft / wie denn GOTT Genesis am 1.Capitel dem Menschen / als eusserlich Ding zu regieren und zu brauchen unterworffen hat / derhalben auch die Vernunfft ein Ursprung und Richtschnur aller Ordnung und Gesetz ist. Sondern der theure Fürst und König Salomo wil die Leute/ so mit hohen Regiment beladen sind / Item / so Kirchen und Predigampt / Land und Leute / Weib und Kinder zu regieren haben / welche für die Gemeine eine Sorge und Arbeit tragen sollen / treulich warnen/ trösten und stercken in allerley Angst und Noth / allerley Fahr und Unfall, so sich unzehlich in Regimenten / es sey in Kirchen oder weltlichen Sachen / täglich begeben / nemlich / da fest zu halten und gedültig zu seyn.
Denn was unzehliche Angst und Noth / allerley grosse Fahr und Sorge / was mancherley Hinderung vom Teuffel und bösen Leuten / was grosser Mühe und Arbeit sich in Regimenten begeben / und offt unversehens fürfallen, da wissen Münche und müssige Leute nichts von / sondern welche es in die Hand nehmen / gern wol regieren wolten / die erfahrens recht.
[Solches zeigen an nicht allein die Historien der heiligen Schrifft /sondern auch andere Historien / und die Fabeln der Poeten / da sie schreiben von Hercule und Ulysse, als vom Hercule, daß er die Schlangen mit den vielen Köpffen überwunden / und sonst grosse Bestien würget / das ist / daß er eine grosse Fahr über die andern in Fürstlichem Regiment außgestanden hat. Also vom Ulysse , daß er zu Land und zu Wasser unsägliche Mühe und Arbeits Unglück und Fahr erlitten / etc. Das bedeutet auch in der heiligen Schrifft der Bår und der Löwe / welchen David das Maul auffbracht und erwürget sie beyde / im ersten Buch Samuel am 17. Item / das bedeutet auch der (1.Sam.17.1.14.) grosse schreckliche Goliath / etc.]
Denn ein Fürst muß ( wie David) auch Båren würgen / das ist / offt in höchster Fahr seyn . Wer die Kunst Salomo nicht lernet / der wird zuletzt müde / matt und verdrossen / muß fallen und versagen / und wie das Evangelium sagt : (Matth.7,v.17), Es stossen zu viel Winde an das Hauß / so es nicht auff eine Felß gegründet ist / muß es fallen.
[Also Demosthenes und Cicero, als es ihnen in Regimenten nicht gangen / wie sie gedacht und gern gewolt / haben sie ohn Sachen versagt/ und mit grosser Ungedult und Herzeleid jämmerlich geklaget über der Welt Untreu / und geschwinde Unfälle. Aus solcher Ungedult haben auch alle Ketzer Rotten angericht / und vom ordentlichen Ampt gelassen. Denn ein treuer rechter Lehrer oder Prediger seyn und bleiben / wenn die Leute so überaus schendlich undanckbar sind / ist nicht so ein leicht Ding. Und der Spruch ist wahr : Verzweiffeln macht Münche. Und ist diß Wort der Weisen auch wahr / da man sagt: In Händeln und Regimenten mercket man / was am Manne ist. Darumb wil ich allen frommen Christen diesen Salomonem befohlen haben / und wüntsch von Herzen / daß noch künfftig jemands möge kommen / welcher diß edle Büchlein/ durch reichern Geist und Gnade / wie es werth ist / möge handeln und außlegen GOtte dem HErrn zu Ehren/ Preiß und Lob / durch JEsum Christum unsern Herrn / Amen.]
Dan gaat CALOV VERDER:
Und am 1185. Blat: (d.w.z. uit de uitleg zelf. Met een sectie uit de inleidende betrachting van Luther: wovon das Buch handelt)
Dit o.a. slaat Calov over [Es ist aber ein sonderlich edel nützlich Büchlein für alle Potentaten / Fürsten und Herren/ für der Könige und Fürfsten Räthe / und alle / die in Regimenten seyn/ für alle/die auch haushalten / Weib und Kind erziehen follen. Denn in diesem Büchlein beschreibet Salomo/und mahlet gar eigentlich ab / wie es in der Welt / hier unter der Sonnen/unter Adams Kindern/ zugehet in hohen Regimenten/ in Håndeln / in Haußhaltung/ in allen Sachen / da man den Leuten helffen / und gemeinem Nutz dienen wil. Die erste aber und nöthigste Arbeit in diesem Buch ist, daß wir hie sehen / wovon Salomo fürnemlich im ganzen Buch reden und handeln wil / wo er hin siehet / wovon er prediget. Denn wer das nicht erst mercket /dem ist viel weniger müglich, die Art der Sprache hie zu erlangen.]
Bach kantlijn (gemarkeerde regels zijn hier weergeven in cursief schrift)
Summa Libri So ist nun die Summa und die Hauptsache in diesem Buch / davon Salomo durch aus redet und handelt / daß keine höhere Weißheit ist auff Erden unter der Sonnen / denn daß ein jederman sein Ampt in Gottesfurcht mit Fleiß thue / und darumb sich nicht ångste, ob es nicht gehet/ wie er gern wolte / sondern gebe sich zufrieden / lasse in allen grossen und kleinen Sachen GOtt walten. In Summa daß er zu Frieden sey / und bleibe mit dem jenigen / was GOTT gegenwertig für die Hand gibt / und diesen Reym führe: Wie es Gott füget / daran mir gnüget. Und also / daß er sich nicht selbst ångste / fresse noch bekümmere/ wie es künfftig gehen wil oder folgung zu brauchen etc. sondern dencke also / GOtt hat mir diß Ampt / diese Arbeit befohlen / das wil ich mit Fleiß thun / gehen meine Räthe und Anschläge nicht so eben / wie ich gedacht habe, so walte es / schicke es und regiere es GOtt. Denn wer nicht der gegenwertigen Gaben Gottes im Frieden brauchet/ und frölich alle Sachen Gott heimsetzet / sondern wil alles außrechnen und abcirkeln in seinen Gedancken / und wolte gern des Zukünfftigen auch gewiß seyn / trawret und bekümmert sich / naget und fresset sich selbst mit den mancherley Hinderungen / mit der Boßheit der Welt / Untreu der Leute / allerley Fahr
NB und Sorgen / so in Hendeln und Sachen / wenn man es gleich auffs allerbeste und treulichste meynet / fürfallen / der hat nichts denn Traurigkeit / Unruhe / und Herzeleid davon / und fållet einem grossen weisen Herrn ins Regiment / unserm lieben HErrn Gott / daran er nicht viel gewinnet/ gibt statt dem Teuffel / welchem wol ist mit Traurigkeit / Darumb vermahnet auch Paulus 1. Cor. VII . daß wir uns des Sorgens entschlagen sollen.
[Und Salomo gehet in diesem Buch durch alle Stände / redet von Lehrern / Predigern / von Fürsten / Herrn / Haußvåtern / Handwercken / Künsten und Handtierungen/ von Reichen/ Armen / Kleinen/ Grossenere. und lehret/ daß ein jeglicher in seinem Stande, wenn er gleich mit menschlichen Sorgen und Gedancken sich darüber ängstet unnd martert/ wenn Zufälle in Sachen kommen / und es nicht gehen noch gerathen will / wie wir gern wollten / daß dennoch keiner mit Sorgen höher bracht hat / noch immermehr bringen wird / denn daß wir das Zukünfftige / und wie die Sachen fallen und gerathen sollen/ Gott müssen frey heimstellen und befehlen und viel unserer Anschläge und Gedancken / wie köstlich und fein sie scheinen / verlieren lernen. Und macht also daraus einen gemeinen Beschluß / daß aller Menschen Anschläge / Fürnehmen und Gedancken nicht gehen wie wir wollen/ denn er sagt am 9. Cap . Zum Lauffen hilfft nicht schnell seyn , zum Streit hilfft nicht starck seyn / zur Nahrung hilfft nicht geschickt seyn etc. Denn offte je weiser / je erfahrner die Leutes feyn / je weniger es ihnen gehet nach ihren Gedancken etc. und hilfft weder diß noch das.]
Hie aber müssen wir sonderlich verwarnet seyn / wider den heßlichen Irrthumb / da etliche diß Buch also verstanden haben / als sey Salomons Meynung / daß man die Welt fliehe für allen Sachen für Händeln und Arbeit in der Welt sich hüte etc. Und also GOttes Creatur verachte / so doch die heilige Schrifft GOttes Creatur lobet für gut / und unveracht wil haben. Denn alles /was Gott geschaffen hat / ist sehr gut / und zum Brauch und Nutz den Menschen geschaffen /wie Paulus mit klaren Worten 1. Timoth. 4. fagt, Eine jegliche Creatur GOTTes ist gut / und ist alles gut mit Dancksagung zu gebrauchen etc.
[1] Calov verwijst naar de gedrukte editie. De Vorlesungen (publiek toegankelijke colleges) vonden plaats na de zomer van 1526, tot november 1526. In het Latijn natuurlijk. Duitse vertaling van Justus Jonas. In latere uitgaven (vanaf Walch, nieuwe editie) is deze vervangen door een nieuwe vertaling in het Duits. Minder levendig.